Sonntag, 28. August 2016

LeadvilleTrail100




leuchtstäbe wie eine einflugschneise, ein geist auf der linken seite mit einer okulten maske, rechts ein verpflegungsstand, ginger ale, GUs,, isotonische getränke, salzbrezeln, ein joint und eine riesentüte gras. scheint mir ein ernster fall von halluzination zu sein. es ist ca. 1h nachts, 3.300 meter hoch in den rockie mountains, unter null grad. ich friere, krieg keine gels mehr runter und weiß nicht, wie ich noch die restlichen 30k hinter mich bringen soll. wie bin ich hier bloß gelandet und wieso....

dezember 2015. ich bewerbe mich fürs leadvilletrail100, neben dem WS100 und dem UTMB wohl das bekannteste ULTRA foot race der welt. Ein traum, den ich träume, als ich 2011 den ersten trailrunner in californien gesehen hab „der ist ja bekloppt!“ „das will ich auch“. Ein traum an dessen umsetzung ich glaube, seit ich 2012 meinen ersten marathon gefinished hab. Inziwschen sind es 4 davon und 16 zuende gebrachte ultras.
Dezember 2015, 4o euro nur für die bewerbung, ohne startplatzgarantie.
7.januar 2016. eine mail aus leadville: congratulaions, you are in. Aaaaahhhh! 3X gelesen, 4x, 5x. Wirklich? Als nächsten tag 350 euro von meiner kreditkarte abgebucht sind, bin ich sicher. Ich werde im sommer meine größte sportliche herausforderung meines bisherigen lebens laufen. Uff.
Also mit elif urlaub geplant, trainiert wie sau und ab gings richtung westen.
Eine woche colorado zum aklimatisieren, nicht nur das ich noch nie über 3000m hoch, ich bin ja auch noch nie ein rennen gelaufen, das durchgehend über dieser marke verläuft. Und schon garnicht ein rennen mit 100 meilen :-) . zu allem unglück hab ich mir im josemiti nationalpark noch eine üble blasenentzündung eingefangen, es stand sogar ein DNS und eine vorzeitige heimreise zur debatte. Weitere details erspar ich euch, mir gings wirklich richtig schlecht. Aber ich bin dann in eine emergency clinic, kurz der aufnahmeleiterin in saubersten denglish mein problem geschildert und zack, sie zur ärztin rein, mit unterschriebenen rezept wieder raus und ich konnte mir ein antibiotika abholen. Mit dem fachkundigen apotheker aufgrund meines „not running sucks“ t-shirt ins quatschen gekommen über mein rennen. Und er sagte. Das antibiotoka schlägt u.u. Auf die achillessehne, nicht gut die bis 2 tage vorm wettkampf zu nehmen... dann hat er zum hörer gegriffen, das krankenhaus angerufen und mir anschließend ein besser verträgliches medikament gegeben, voll gut, wie das alles geklappt hat. 15 dollar hat mich der spaß gekostet, geholfen hats im nu und 9 tage später konnte ich mit einer blase an start gehen, die so gut wie seid 1,5 jahren nicht mehr ist.


2:45h nachts, km 140, 20k vorm ziel. die letzen 20 konnt ich nur noch zügig gehen, der magen kriegt nur noch brühe runter, immerhin. Ich kasper an der verpflegung rum, wie immer wenn ich total am ende bin, die leute sind super nett, als ich sag, ich würde am liebsten aufgeben, mir fällt nur kein grund ein, sagen sie. „wir würden dich auch nicht aufgeben lassen :-) . ich bin jetzt fast 23 stunden unterwegs, obwohl nur noch ein halbmarathon zu absolvieren ist, weiß ich, das ich mein sub 25h ziel nicht mehr erreichen kann, ich vermute, das ich auch den rest komplett gehen muss. Die temparaturen immer noch um den gefrierpunkt, es wird kalt werden die nächsten 4 stunden, aber ich erfahre, das der cut off gar nicht um 8, wie ich dachte, sondern erst um 10 ist. ich könnter also sogar nach leadville kriechen. Ich weiß jetzt, das ich meinen ersten 100meiler finishen werde.


20. august, 1h morgens, der wecker klingelt. Meine crew elif und ich stehen auf und machen uns auffen weg von frisco nach leadville. Um 3:45 steh ich in der startformation, ansagen sehr leise, vermutlich, um die nachbarn nicht zu wecken. 3:55 wie man sichs vorstellt die amerikanische nationalhymne und um punkt 4 setzen sich ca. 800 männer und frauen für das abenteuer leadville in bewegung. Die ersten 5k auf breiten straßen und forstwegen, das den vorteil hat, das es beim ersten singletrail einstieg keine staus gibt. Ich hab einen guten zug und die schöne strecken durch den dunklen wald bis zum ersten VP vergeht wie im flug, ca. 6er pace, sehr angenehm, geht bis zum 2. VP bei ca.40k genauso weiter, alles leicht wellig, kaum technisch, super. Da treff ich dann nach 4:15 elif, bekomm meine kurzen klamotten, kann die lampe abgeben, brav nudeln essen, und neu für mich, absoluter tipp: gesalzenen wassermelone, erfrischt super. Alle Vps der strecke super ausgestattet, es mangelt an nix, GU gel und GU Gums zu mitnehmen, 1A. Überhaupt sei hier mal kurz die organisaton erwähnt, alles reibunslos, superfreundliche helfer, top markierte strecke.


also ab den nächsten hm unter die füße nehmen. aber komisch, luft raus, obwohl es nur ganz leicht bergauf geht. laufen und gehen abwechselnd. aber nicht nur ich, sondern fast alle in meiner geschwindigkeitsgruppe. also dauert es bis VP 3 etwas länger, aber immer noch alles super, bin gut in der zeit, ohne überpact zu haben. tja, und dann kam, was kamen mußte. der hope pass. es geht auf ca. 6 km 800 meter in die höhe. und ein phänomen, was ich hoffte überwunden zu haben kam zurück. ich mußte mich regelmäßig hinsetzen für ca 10.15 sec, so 1-3 mal JEDEN kilometer. es ging also nur sehr langsam voran. und dann ging mir auch noch das wasser aus, richtig bekloppt. aber zum glück rauschte da ein bach, also kurz mal off-trail und trinkblase aufgefüllt. an der baumgrenze gabs dann noch ne kleine verpfegung, gestärkt und . nach 500 meter war auch der rest des aufstiegs geschafft. und downhill gings und zu meiner verwunderung konnte ich richtig gut laufen, sofort, und sammelte fast alles, was mich eben verblasen hat wieder ein. allerdings musste ich hier leider feststellen, das mein uhr mir vorgaukelte, das ich schon 10k weiter bin, das war doch sehr demotivierend. auf den ultra-trac modus der fenix kann man sich also nicht verlassen, schade.

dennoch, nach 11:15h stunden hatte ich den wendepunkt erreicht, elif versorge mich mit allem, was ich wollte und brauchte, nudelsuppe, cola, kaffee, iso, chips. ich packte die sachen für die nacht in rucksack und nach ca. 20min gings zurück. und was lag an? yep, hope pass again. steiler als der hinweg. wärmer. richtig hart, keine ahnung wie lang ich gebraucht hab, gefühlt hat mich jeder, der bis dato hinter mir lag überholt. ich wußte teilweise nicht, wie ich weiter gehen soll. nur hubschrauber rufen kannst ja nicht. und irgendwann war ich doch oben. und wieder waren meine beine sofort wieder da, echt erstaunlich, das dritte mal, das meine beine zurück gekommen sind. bis zur verpflegung bei ca. 100k wieder massig leute eingesammel, fühle mich sehr gut, hatte richtig spaß zu der zeit. aber dann war irgendwann schluß. an aufnahme von gels und gums war nicht mehr zu denken, es wurde kalt, die kraft verließ mich. der stand der goa-hippies machte nochmal spaß, ich überlegte kurz, nach anderen sachen als nach gras zu fragen, aber unter null grad und echt erschöpft wäre das wohl wirklich keine gute idee gewesen. 2 geister verabschiedeten mich mit "you are so sexy" und weiter gings im powerwalk.


an den nächsten beiden verpflegungen gabs noch mal brühe und nudeln, die ersten ca. 5k konnte ich wieder gut laufen, die schmerzen in den oberschenkeln weg, nochmal, super erstaunlich, wie total zersägte beine sich doch wieder gut anfühlen können. aber sobald die energie weg war, die ich nicht mehr nachfüllen konnte, mußte ich wieder gehn. stark frierend brachte ich nach 26:19h meinen ersten 100meiler zuende, beglückwunscht von den gründern des rennens vor 35 jahren, die jeden einzelnen finisher persönlich die medaille umhängen. (etwa 360 von 800 startern haben gefinished) dann führte mich elif zu unserm leih-SUV, auf dessen ladefläche ich erstmal 3 stunden geschlafen hab, bevor wir wieder zum ziel sind, um die letzten, die das zeitlimit schafften zu bejubeln. krass, das noch einige kamen, die ich bei ca. km 90 noch gesehen hab. um punkt 10 der pistolen schuß, wer bis da nicht im ziel war. kam auch nicht mehr rein. "the last ass" bekommt übrigens immer einen sonderpreis.


high noon gings zur collage sporthalle, alle sieger-und altersklassen wurden geehrt, ebenso die leadmänner- und frauen (eine ganze serie, u.a. ein 100 meilen MTB rennen nur eine woche zuvor). alle finisher wurden namentlich vorgelesen, während die gürtelschnallen ausgegeben wurden.

ich bin stolz wie bolle, meinen ersten 100miler eingefahren zu haben, auch wenns nicht für die große schnalle gereicht hat. ich war zwischendurch hart an meinem körperlichen grenzen und auch 6 tage muskelkater hatte ich wirklich noch nie.
but I did it!
geiles rennen, interessantere und anspruchsvollere strecke als ich erwartet hatte, ich kanns wirklich sehr empfehlen, was für ein abenteuer!

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